Neues Nährwert-Kennzeichnungssystem

Neues Nährwert-Kennzeichnungssystem

Ernährungsforscher und Verbraucherschützer in Deutschland fordern schon länger eine klarere Kennzeichnung auf Lebensmittelverpackungen. Nun scheint das Thema auch politisch Fahrt aufzunehmen. Am 27. Juni 2019 hat Bundesministerin Julia Klöckner in einer Pressekonferenz vier Modelle vorgestellt, die in eine Verbraucherbefragung gehen sollen.

 

Überhaupt wird gerade viel über Verpackungen diskutiert. Lesen Sie dazu auch unseren Blogbeitrag zum Thema Nachhaltige Verpackungskonzepte.

Ergänzung zur LMIV

Zwar gilt bereits seit dem 13. Dezember 2014 die EU-Verordnung 1169/2011 betreffend die Information der Verbraucher über Lebensmittel (Lebensmittel-Informationsverordnung oder LMIV), die u. a. eine Mindestschriftgröße auf Verpackungen vorschreibt. Aber die Verordnung sieht kein einheitliches Nährwert-Kennzeichnungssystem vor.
 
Dabei sind die Zahlen erschreckend: In Deutschland sind 47 Prozent der Frauen, 62 Prozent der Männer und 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen übergewichtig. Ärzteverbände schätzen die gesundheitlichen Folgekosten auf ca. 63 Milliarden Euro im Jahr. Ein auschlaggebender Grund: falsche Ernährung.
 
Bei diesen Zahlen ist klar, dass der Handlungsdruck groß ist. Neben anderen Maßnahmen ist deshalb auch ein vereinfachtes, erweitertes Nährwert-Kennzeichnungssystem geplant. Es soll Verbraucherinnen und Verbraucher informieren, wie ein Lebensmittel hinsichtlich der Nährstoffe beschaffen ist, und zwar auf der Vorderseite der Verpackung (Front-of-Pack). Ziel ist, die Produktauswahl und damit die Nährstoffzufuhr durch diese Darstellung ernährungsphysiologisch günstig zu beeinflussen.
»Die Verkaufsentscheidung wird in ca. 1,4 Sekunden getroffen. Bezeichnungen wie Bio, Vollkorn oder 100 % Natur, so die neuesten Untersuchungen, lassen den Verbraucher das angebliche Bioprodukt wählen, auch wenn es unter Umständen die gleichen Inhaltsstoffe wie das Nicht-Bioprodukt hat.«
Johannes Greipl, Bereichsleiter mds.packaging, in einem Interview der Sendung „Galileo“ auf Pro7 vom 5. Juni 2019 auf die Frage, wie vorgebliche Bio-Kennzeichnungen auf Verpackungen die Verkaufsentscheidung beeinflussen.
Nach einer ersten Auswertung verschiedener bestehender Systeme durch das Max-Rubner-Institut (MRI) sind aktuell noch vier Modelle im Gespräch. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat im nächsten Schritt ein Meinungsforschungsinstitut beauftragt, für die vier Lösungen eine qualitative und quantitative Verbraucherforschung durchzuführen. Die Ergebnisse sollen im September 2019 vorliegen.
 
Julia Klöckner bei der Vorstellung der vier Modelle, die in die Verbraucherbefragung gehen.
(Quelle BMEL/Photothek)

EU-Rechtsetzung

Es geht also etwas voran. Allerdings gibt es auch noch einige Unwägbarkeiten. So hat die EU-Kommission ebenfalls einen Bericht zur Evaluierung der bestehenden freiwilligen Nährwert-Kennzeichnungssysteme angekündigt, der aber noch nicht vorliegt. Je nachdem müsste die vom BMEL erarbeitete Lösung noch einmal überarbeitet werden, denn perspektivisch wäre ein EU-einheitliches erweitertes System sicher am sinnvollsten.
 
Außerdem lässt es das EU-Recht nicht zu, dass ein solches System zur Nährwert-Kennzeichnung national verpflichtend für die Lebensmittelunternehmen sein kann. D. h. ein entsprechendes Label könnte nur empfohlen, aber nicht zwingend vorgeschrieben werden. Dennoch ist zu erwarten, dass ein empfohlenes Nährwert-Logo von der Lebensmittelindustrie in großem Maßstab umgesetzt werden würde, schließlich wäre es bei einem positiven Wert durchaus ein wichtiges Verkaufsargument.
 

Hilfe vom Verpackungsexperten

Wie dieses Beispiel zeigt, gibt es bei Verpackungen immer wieder neue Empfehlungen oder Verordnungen für Kennzeichnungen, und dies nicht nur im Lebensmittelbereich. Diese umzusetzen, ist nicht immer so einfach, besonders wenn man Produkte international vertreibt oder als frisch gegründetes Unternehmen ein neues Produkt auf den Markt bringen will. Dann kann es sich durchaus lohnen, sich Rat bei einem Verpackungsspezialisten wie der mds.packaging zu holen. Denn die sorgen nicht nur dafür, dass alle gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden, sondern binden diese auch in ein überzeugendes Verpackungsdesign ein.
Beitrag von Julia Mayer
Julia Mayer ist Kundenberaterin der mds.packaging in München. Mit ihrem Team betreut sie Kunden in allen Fragen der Verpackungsproduktion.

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