3D-Visualisierung oder klassische Produkt­fotografie?

3D-Visualisierung oder klassische Produkt­fotografie?

Die Be­bilderung von Produkten wird immer wichtiger. Die Frage ist nur: Wie kommen Sie zu einem vernünftigen Preis an hochwertige Produkt­bilder? Greifen Sie auf klassische Fotografie (klassisch heißt hier: digital) zurück oder trauen Sie sich doch an 3D-Visualisierung heran?

CGI: allgegenwärtig in der Werbung

Bilder, die am Computer durch Rendering (CGI) entstanden sind, begegnen uns in der Werbung fast überall: in Prospekten, auf Plakaten, in Broschüren, Katalogen, Videos und Werbespots, in Animationen, E-Mails, Webshops, mobilen Apps, auf Webseiten und selbst in Virtual-Reality-Anwendungen.

Die computer­generierten Bilder müssen dabei einem immer höheren Qualitäts­anspruch der Nutzer genügen. Diese nehmen auch kleine Bildmängel aufmerksam wahr. Zudem werden sie anspruchsvoller: Sie wollen Produkte aus verschiedenen Perspektiven betrachten und in jedem Kanal passend dargeboten bekommen. Dies ist ein gelerntes Verhalten aus dem E-Commerce: Online­einkäufer haben ein gutes Gespür für Produktabbildungen entwickelt und gucken genauer hin, bevor sie zuschlagen.

3D-Visualisierung auf dem Vormarsch

Eine hochwertige Be­bilderung hilft dem Betrachter, eine Kauf­entscheidung zu fällen. Dass der Anteil von CGI bei Produkt­bildern stetig steigt, liegt vornehmlich an den permanenten Ver­besserungen bei Hardware und Software. Das 3D-Rendering eignet sich so immer besser für die Entwicklung komplexer und realistisch wirkender Umgebungen. Wenn Sie sehen möchten, was gerade „State of the Art“ ist, werfen Sie doch mal einen Blick auf die Website der englischen CGSociety. Sie werden staunen! 

A Boy by Kinglive
Image Details- https://t.co/zn3eRqG46u pic.twitter.com/Lr8fYYA99c

— CGSociety (@cgsociety) 20. Februar 2018

 

Auch die Darstellung von Menschen wird immer realistischer

CGI oder Produkt­fotografie? Das ist hier die Frage …

Wie gelangt man nun zu hochwertigen Produkt­abbildungen? Der „klassische“ Weg ist die Produkt­fotografie. Die Alternative heißt 3D-Visualisierungen (CGI). Je nachdem, wie viel Zeit und Budget Sie regelmäßig in Produkt­abbildungen stecken, haben Sie sich bestimmt auch schon gefragt, ob nun die klassische Produkt­fotografie oder CGI günstiger ist und welche Vor- und Nachteile die beiden Methoden jeweils haben.

Produktfotografie – Vorteile gegenüber CGI

Was können Fotos besser als 3D-Visualisierungen?

Menschen und Textilien

Fotografen sind nach wie vor kaum zu ersetzen, wenn Menschen oder Stoffe in vielen Perspektiven abgebildet werden sollen – wie bei der Mode­fotografie. Kleidungsstücke in verschiedenen Ansichten und Kombinationen darzustellen, kann mit CGI aufwendiger sein als mit Fotografie.

Speziell bei Modefotos erlaubt klassische Fotografie auch mehr Spontaneität. So können auf mehreren Bildern durch verschiedene Körperhaltungen des Models in kurzer Zeit Kleidungs­stücke unterschiedlich präsentiert werden – das können 3D-Renderings momentan so nicht leisten.

Fotografie für Schuhwerbung von Steven Lüdtke für Heinrich Dinkelacker
©Steven Lüdtke für Heinrich Dinkelacker

 

 

Ben Dahlhaus visited some days ago. ☀️

Ein Beitrag geteilt von Robin Kater (@robinkater) am Aug 22, 2017 um 12:01 PDT

 

Die klassische Produkt­fotografie ist also noch lange nicht vom Aussterben bedroht. Allerdings holen CGI-Porträts langsam auf und werden kontinuierlich besser – siehe folgendes Beispiel. 
Spontaneität und das Gespür des Fotografen für den richtigen Moment haben Computer noch nicht entwickelt


"Roxey November" 3D model in #Mudbox rendered in #vray We love making realistic characters! #maya #3d #cgi #realistic #face #portrait #gamedev #artistic #skin #female #hair #vfx #art #company #canada #vancouver #eyes #beauty #roartydigital #autodesk #render #maya3d pic.twitter.com/PntjJbEbBP

— Roarty Digital (@RoartyDigital) 11. Oktober 2017

 

Hintergründe

Eine detailreiche Landschaft digital zu repräsentieren ist ein enormer Rechen- und Zeitaufwand. Der Fotograf hingegen kann mit dem Gegebenen arbeiten.

Große Produktvielfalt

Möchten Sie viele verschiedene Varianten oder Produkte ähnlicher Größe in nur einem Set zeigen, kann Fotografie die sinnvollere Methode sein. Denn die Produkte müssen nicht jedes Mal neu modelliert werden, und der Fotograf kann sie der Reihe nach abfotografieren, was vergleichsweise schnell geht. Als Beispiel sehen Sie hier Steck­verbindungen der Firma ODU, die die mds.visual erstellt hat.

Produktfotografie für ODU Produktfotografie für ODU
Produktfotografie für ODU Produktfotografie für ODU

Produktfotografie – Nachteile gegenüber CGI

Produkte zu fotografieren kann aber auch zu einer sehr kosten- und zeitintensiven Prozedur werden. Hier einige Nachteile klassischer Foto­produktionen.

Location/Set

Verfügt das Unternehmen nicht über ein eigenes Studio, muss zunächst ein Set und/oder eine Location gefunden werden. Schon das kann zum Kostentreiber werden.

Ist ein geeigneter Ort gefunden, erfordert es ein Team von Spezialisten, das Set optimal zu belichten und die Gegenstände sinnvoll zu positionieren. Bis das perfekte Bild geschossen ist, können dabei leicht einige Stunden vergehen.

Wetter

Leider haben Fotografen keinen Einfluss auf Witterungs­verhältnisse. Niemand ist vor starkem Regen, Stürmen oder wechselhaften Licht­verhältnissen gefeit. Da kann das lang geplante Fotoshooting schnell mal ins Wasser fallen, und die Organisation beginnt von vorn.

Postproduction

Ist das Bild einmal im Kasten, steht die Bild­bearbeitung an. Dabei können Schwächen bei der Aufnahme oder der Material­beschaffenheit des Produkts noch retuschiert werden. Allerdings nur in einem gewissen Rahmen. Stellen sich grundsätzliche Änderungs­wünsche ein, nachdem das Set bereits wieder abgebaut wurde, muss für Neuaufnahmen der ganze Aufwand noch mal betrieben werden.

Vorteile von CGI

Wann haben Sie methodische Vorteile durch CGI?

Schlanke Logistik

Mittelfristig bewahrheitet sich oft, dass eine professionelle 3D-Produkt­bebilderung günstiger ist. Denn der logistische Aufwand, der sich hinter klassischen Shootings verbirgt – mit den entsprechenden Budgets für Fotografen, Locations, Postproduction etc. –, entfällt komplett.

Schluss mit Prototypen und Modellen

Wollen wir hoffen, dass es in Ihrem Unternehmen keine „Vaporware“ gibt. Ein ganz realer Vorteil von CGI besteht aber tatsächlich darin, dass Sie Produkte präsentieren können, die es noch gar nicht gibt

Wie das geht? Durch 3D-Modeling können Gegenstände bereits am Computer präzise visualisiert werden, ohne dass sie physisch vorhanden sind. Hierzu werden bestimmte Softwares verwendet, die auch Anpassungen bei der Lichtgebung, Spiegelungen, der Perspektive und dergleichen erlauben.

Dies geschieht auf der Basis von CAD-Daten (Computer Aided Design), die im Idealfall bereits für die Fertigung vorliegen. So muss nicht erst auf die Fertigstellung eines Prototypen gewartet werden, um mit der Medien­produktion zu beginnen. 

Das Ergebnis können Sie cross-medial für verschiedene Werbemittel nutzen und Ihre Kampagne rechtzeitig mit dem Produktlaunch starten.

Konsistenz im Bildkonzept

Erweitert sich das Sortiment, ist es oft schwierig, die neuen Produkte im genau gleichen Umfeld oder unter den gleichen Kriterien zu fotografieren wie die alten.

Sind dagegen CAD-Daten einmal vorhanden – zum Beispiel aus vorherigen Kampagnen oder Produkt­vermarktungen –, können sie jederzeit für weitere Visualisierungen eingesetzt werden. Das gewährleistet zum einen die Einheitlichkeit der Produkt­kommunikation dauerhaft. Zum anderen begünstigt es das flexible Austauschen einzelner Bildmodule an den Stellen, an denen sie gebraucht werden.

Flexibilität als CGI-Vorteil

Mit CGI kann zum Beispiel die Couch in einem Wohnzimmer virtuell verschoben werden, bis sie die optimale Position erreicht hat. Der Grafiker kann spontan entscheiden, ob er das Licht lieber von links oder doch eher von rechts auf das Möbelstück fallen lassen will und so weiter. Hier sind der Fantasie somit fast keine Grenzen gesetzt.

Produktvarianten abbilden

Sollen noch dazu sehr viele Variationen eines Produkts bezüglich Form, Größe und Farbe in unterschiedlichen Umgebungen abgebildet werden, liegt CGI als mögliche Ideallösung nahe. Beispiel: Sie möchten ein Schuhmodell bebildern, das sechs Schuhteile in jeweils sechs möglichen Farbvarianten bietet. Das ergibt über 40.000 Kombinationen. Es liegt wohl auf der Hand, dass es ein logistischer Albtraum wäre, diese der Reihe nach abzufotografieren. 

CGI bietet sich als Methode generell an, wenn eine sehr große Artikelanzahl visuell flexibel aufbereitet oder für besonders viele verschiedene Werbemittel und Kanäle Bilder erstellt werden müssen.

Nachteile von CGI

Nicht auf jedem Gebiet ist CGI aber (schon) voll einsatzbereit.

Mimik

Traditionell hat CGI Schwierigkeiten mit der Darstellung von Menschen. Ein „echtes“ Lächeln, ein erstaunter Gesichts­ausdruck oder ehrliche Freude lassen sich nur schwer am Rechner nachbilden. Und solange der Computer das nicht perfekt kann, sind weiterhin Fotografen gefragt, um menschliche Emotionen mit der Kamera einzufangen.

Stoffe?

Bei Textilien (Polstermöbeln, Kleidung) galt lange, dass durch CGI manchmal der Eindruck von Künstlichkeit und allzu glatten Oberflächen entstehen kann. Hier wirkten Fotos oft natürlicher. Durch die technische Entwicklung ist allerdings die fotorealistische Darstellung von Textilien mit CGI kein Problem mehr.

Ein recht bekannter Beleg für diese Entwicklung ist der IKEA-Katalog: Hier lag der Anteil von CGI-Bildern 2012 noch bei 25 Prozent. Im Jahr 2017 lag der CGI-Anteil der insgesamt 33.000 erstellten Produktbilder nach Angaben des Konzerns schon bei 26.000, das entspricht gut 78 Prozent.

Damals: der IKEA-Katalog von 1974 Heute: der IKEA-Katalog 2018

1974 wurde noch alles fotografiert: Titel des ersten deutschen und des jetzigen IKEA-Katalogs, © Inter IKEA Systems B.V. 2017

Fotografie oder CGI oder beides?

Ob ein Artikel fotografiert oder am PC visualisiert werden soll, muss gründlich durchdacht werden. Dabei helfen wir Ihnen gern.
Haben Sie dazu eine Frage? Wir beraten Sie gern.
 

CGI und Fotos kombinieren

Wichtig ist, dass klassische Fotografie und CGI sich bei der Produkt­vermarktung nicht gegenseitig ausschließen. Vielmehr können beide Varianten gut miteinander kombiniert werden.

Für Liebherr: Kombination aus Fotografie und CGI

Am besten überlegen Sie zunächst, was tatsächlich bebildert werden soll. Beispiel: Beim Einfügen eines Porträts in eine virtuelle Umgebung kann die Kombination aus Fotografie und CGI ins Spiel kommen. Auf der einen Seite haben Sie dann den Vorteil authentischer Porträts, andererseits kann durch die Flexibilität von CGI das Milieu flexibel angepasst werden, ohne dass für verschiedene Sets viel Aufwand und Geld aufgebracht werden müssen. Den Spieß können Sie auch umdrehen und gerenderte Produkte in eine fotografierte Szenerie setzen. 

CGI vs. Produktfotografie

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Fotografie und CGI auf einen Blick

Vorteile Fotografie

  • Bilder wirken authentischer und spontaner
  • Fotos vermitteln Emotionen
  • Einfacher für Hintergründe
  • Effektiver bei vielen Produkten in einem Set

Nachteile Fotografie

  • Kosten- und zeitintensiv
  • Hoher personeller und logistischer Aufwand
  • Abhängig von Witterungsverhältnissen
  • Nachbearbeitungen nach dem Shooting

Vorteile GCI

  • Macht Fotoshootings überflüssig
  • Kein Auf- und Abbau vom Set oder von Produkten
  • Kürzere Produktionsdauer
  • Schnellere Änderungen möglich
  • Fotorealistische Darstellungen möglich, ohne dass das Produkt existiert
  • Flexible Ansichten auf Basis von CAD-Daten generierbar
  • Einheitlichkeit der Bilder
  • Eignet sich für Bebilderung von verschiedenen Variationen eines Produkts
  • Zeitersparnis bei Visualisierung einer sehr großen Artikelanzahl

Nachteile CGI

  • Höherer Aufwand bei Bebilderung bestimmter Szenarien 
  • Abbildungen von Menschen und organischen Lebensmitteln wirken mit CGI noch zu künstlich
  • Erzeugen von Ästhetik schwierig ohne Nachbearbeitung
  • Zu Beginn teilweise höhere Investitionen als bei der Fotografie, da zunächst alle Texturen festgelegt werden müssen

Fazit: 3D-Visualisierung und CGI vs. Produkt­fotografie

Es gibt noch immer hohen Bedarf an „klassischer“ digitaler Produkt­fotografie. Diese lässt sich allerdings gut mit CGI verbinden.

Die Fotografie ist also noch lange nicht aus der Produkt­kommunikation wegzudenken. Aber: CGI ist im Vormarsch. In der Film­produktion wird diese Methode schon seit Jahrzehnten eingesetzt. Durch kontinuierliche Verbesserungen der Technologien und der somit steigenden Anzahl an Möglichkeiten nehmen die am Computer erzeugten Bilder einen immer wichtigeren Platz in der Werbung ein.

Im Marketing können Verantwortliche abwägen, welche Maßnahme mittel- und langfristig effektiver ist, um die Vorteile der digitalen Visualisierung systematisch zu nutzen.

Wie Sie CGI im Verpackungsdesign nutzen können, haben wir auf unserer Pillar-Page Packaging Artworks und Labeling für Sie zusammengefasst.
Beitrag von Markus Stadler
Markus Stadler leitet unsere automatiserte Printproduktion. Als Experte für Innovationen in Print und Digital bringt er über 20 Jahre Erfahrung in der Medienproduktion mit. Sein Können erstreckt sich darüber hinaus auf Bildkonzepte und Marketingstrategien, CGI-Bebilderung, Virtual Reality und Video-Mapping.

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