Interview mit Pixelboxx: Digital Asset Management

Interview mit Pixelboxx: Digital Asset Management

Die Agentur mds ist für mittelständische Unternehmen in Deutschland Partner bei Digitalisierungs­fragen. In der Interview-Reihe „Klartext“ spricht mds-Geschäftsleiter Andreas Anding mit Software­herstellern, Beratern und Strategen über konkrete Lösungen. Im heutigen Klartext-Interview beantwortet Christoph Kloecking von der Pixelboxx GmbH Fragen rund um das Thema Digital Asset Management.

„DAM aber richtig“ – Pixelboxx im Interview

Andreas Anding: Guten Tag, Herr Kloecking! Erzählen Sie uns bitte kurz etwas zu den Wurzeln Ihres Unternehmens.

Christoph Kloecking: Die Wurzeln von Pixelboxx liegen im Journalismus. Die ersten Schritte zur Entwicklung eines Digital-Asset-Management-Systems wurden in Zusammenarbeit mit dem Spiegel-Verlag gemacht.

Kann man daraus ableiten, dass Pixelboxx für die Medienbranche besonders geeignet ist?

Eigentlich haben sich recht schnell der Handel beziehungsweise große Markenartikler als Kernanwender heraus­kristallisiert. Unternehmen wie Henkel oder Media-Saturn gehören zu Pixelboxx-Kunden der ersten Stunde. Heute setzen Unternehmen aus verschiedensten Branchen unser DAM ein. Dazu zählen Handelsunternehmen (stationär und E-Commerce), auch Firmen aus den Bereichen Automotive, Food, Fashion; dazu Industrie, Banken und Versicherungen sowie öffentliche Institutionen. Es ist also für fast alle Branchen geeignet.

Was macht Ihre DAM-Lösung besonders stark?

Eine Stärke von Pixelboxx DAM ist sicherlich die Fähigkeit, sich mit anderen Systemen wie PIM, CMS oder Webshops zu verzahnen. Wir dokumentieren, welche Systeme auf welche Assets zugreifen, und machen den Einsatz so transparent und nachvollziehbar. Gleichzeitig machen wir Daten aus anderen Systemen im DAM nutzbar und verbessern so die Verwendbarkeit der Assets.

Außerdem ist unsere Fähigkeit, Mediendaten für alle Ausgabekanäle on the fly zu optimieren, ein großes Plus. Wir beschneiden, stellen frei, fügen Logos oder Text hinzu, ändern das Dateiformat oder optimieren die Auflösung. Das alles und noch mehr passiert automatisiert für jeden Kanal individuell.

Das heißt: In der Praxis ist es einfacher, einheitlich zu kommunizieren – Stichwort Omnichannel?

In Zeiten, in denen Unternehmen so viele unterschiedliche Kanäle mit ihren Kommunikations­inhalten bespielen müssen, ist das ein elementarer Faktor: So versorgt man alle Berührungs­punkte mit einem konsistenten Markenauftritt. Eine Media-Content-Plattform für effizientes Omnichannel-Marketing, wie eben das Pixelboxx DAM, ist da ein echter Vorteil.

Welche Entwicklungen erwarten Sie in der näheren Zukunft?

Die Zukunft des Digital Asset Management wird durch die Erweiterung der Content-Formate und die Integrations­fähigkeit der Systeme geprägt. Das bedeutet, dass neben den originären DAM-Formaten für Bilder und Grafiken das Thema Video immer wichtiger wird. Dabei gelten in Zukunft die gleichen Anforderungen wie bereits heute: redundante Datenhaltung vermeiden, Auffindbarkeit der digitalen Assets maximieren, flexible Transformation von Inhalten und performantes Publishing.

Prozesse dafür werden in Zukunft noch weiter automatisiert. Für DAM-Systeme ist es wichtig, diese Automatisierung zu unterstützen und zu vereinfachen. Um das zu gewährleisten, ist eine tiefe Integration von DAM in andere relevante Systeme notwendig. In den letzten Jahren haben sich hier vor allem PIM-, CMS und Shop-Systeme als natürliche Integrationspartner hervorgetan.

Wie möchten Sie die Integration Ihrer Lösung zukunftssicher gestalten?

Bei Pixelboxx setzen wir darauf, die Integrations­fähigkeit über offene Schnittstellen zu steigern. Außerdem setzen wir für die Zukunft auf eine flexible Systemarchitektur mit Micro-Services und die Erweiterung der Fähigkeiten für Workflow-Steuerung und Automatisierung. Für uns ist es entscheidend, die Anbindung des DAM-Systems in Drittsysteme so einfach wie möglich zu machen.

Welche Anforderungen erwarten Sie in der Zukunft bei der DAM-Konnektivität?

Konnektivität ist, wie bereits erwähnt, das Zukunftsthema für Marketing Technologies. Unsere Schnittstellen werden nach technologischen Standards entwickelt und umfänglich dokumentiert. Warum? Weil wir es unseren Kunden so einfach wie möglich machen möchten, das System mit PIM-, CMS, Shop- oder Web2Print-Lösungen zu verbinden. Technologie-Partner aus den genannten Bereichen sind jederzeit in der Lage, an die Schnittstellen anzudocken.

Die wahre Macht der Systeme liegt in der Verknüpfung ihrer spezialisierten Fähigkeiten. Die Zahl der Systemtypen, mit denen sich sinnvolle Integrationen ergeben, wird vermutlich wachsen. Unter Umständen auch mit solchen Systemen, die wir heute noch gar nicht kennen.

Die Frage nach der Verknüpfung ist aus Anwendersicht letztendlich auch eine Frage der Usability, oder?

Welche Anforderungen sich in Zukunft für das Thema Usability ergeben, hängt auch stark davon ab, welche Ein- und Ausgabe-Interfaces sich durchsetzen werden. Themen wie Sprach- oder Gestensteuerung, Virtual Reality und Wearables spielen im Bereich der Enterprise-Software heute nur bedingt eine Rolle – am ehesten noch in der Industrie 4.0 und auch dort oft noch auf Prototypen-Ebene. Das muss und wird voraussichtlich aber nicht so bleiben.

Welche Herausforderungen sehen Sie hier?

Solange wir uns mit unseren Tools auf Desktops, Tablets und Smartphones bewegen, sind die Herausforderungen bekannt: Wir müssen die komplexen und individuell unterschiedlichen Abläufe in intuitiv bedienbare und klar verständliche Benutzer­oberflächen übersetzen. Der Mobile-First-Trend der letzten Jahre und damit verbunden die Einführung, Verbreitung und Etablierung vieler Icons als Schaltflächen waren hier sehr hilfreich.

Benutzer­oberfläche bei der Bild­bearbeitung im DAM (Screenshot: Pixelboxx GmbH)

Sicherlich werden wir über flexible UI-Komponenten in Zukunft noch besser in der Lage sein, Oberflächen für einzelne User individuell anpassbar darzustellen. Der Bedarf dafür ist da und wächst.

Inwiefern hat das etwas mit dem Nutzerverhalten zu tun?

Usability war in der Vergangenheit bei Business-Tools im Allgemeinen stark funktional getrieben. Ästhetik und Design waren oft Nebensache. Weil aber immer mehr User immer mehr großartig gestaltete Software privat nutzen, steigen hier die Ansprüche. Das haben wir und die meisten Anbieter von B2B-Software aber mittlerweile verstanden und haben entsprechend reagiert.

Auch Prinzipien wie die Gamification halten noch stärker Einzug in professionelle Anwendungen. Und zwar wegen der generellen Erwartungshaltung, dass Arbeit eben nicht nur effizient sein, sondern auch Spaß machen soll. Ich bin persönlich sehr gespannt, was uns hier noch erwartet – welche Entwicklungen neue Hardware mit sich bringt.

Wie sehen Sie das Zusammenspiel von DAM und PIM?

PIM ist ein natürlicher Partner für DAM und umgekehrt, schon historisch gesehen. Zum Beispiel war bei der Katalogproduktion die Verknüpfung von Produktbildern und Artikeldaten einer der Treiber für die Weiterentwicklung und Integration für beide Systemtypen.

Durch den Einsatz der digitalen Assets in Shops und für Suchmaschinen ist die Anreicherung der Medieninhalte mit den Produkt­informationen immer wichtiger. Beide Systeme profitieren enorm vom Zusammenspiel.

Mit welchem PIM-Systemen bestehen Schnittstellen?

Pixelboxx entwickelt praktisch seit Beginn Schnittstellen zu PIM-Systemen. Wir haben neben anderen bereits erfolgreich mit OpusCapita (ehemals jcatalog), Pirobase PIM, Stibo, Novomind oder Viamedici zusammengearbeitet.

Ich möchte mich im DAM-Markt orientieren. Was raten Sie mir?

Häufig entsteht der Bedarf für ein DAM, wenn Unternehmen bereits über PIM- oder CMS-Systeme verfügen. Ein guter Anhaltspunkt sind sicherlich die Anbieter dieser Systeme. Sie haben oft schon in anderen Projekten mit einem DAM-Anbieter zusammengearbeitet und können über Erfahrungen berichten. Nutzen Sie Kunden- und Partner-Events, um mit den Anbietern in Kontakt zu treten.

Eine zweite Orientierungs­hilfe sind Use Cases. Identifizieren Sie die drei wichtigsten Anwendungs­szenarien in Ihrem Unternehmen. Dann sprechen Sie mit DAM-Anbietern. Finden Sie heraus, inwieweit Ihre Use Cases in deren Standard­funktionsumfang abgebildet sind und wo Anpassungsbedarf besteht. Webinare und Online-Demos sind hier aussagekräftige Informations­quellen.

Wo sehen Sie Herausforderungen bei der Einführung eines neuen DAM-Systems?

Die größte Herausforderung ist bei DAM-Systemen keine andere als bei anderen Marketing Technologies auch. Unternehmen müssen dafür sorgen, dass mithilfe der Technologie im Sinne ihrer Organisation eine Prozessentwicklung stattfindet.

Ziel der Einführung eines DAM-Systems ist es ja immer, Prozesse zu beschleunigen, die Arbeit im Unternehmen und mit Dienstleistern zu vereinfachen und die Qualität der Veröffentlichungen zu maximieren.

Dateneingabe bei Assets (Screenshot: Pixelboxx GmbH)

Unternehmen müssen darum auch bereit sein, bestehende Prozesse zu hinterfragen. Ein schlechter Prozess, der eins zu eins in einem Software-Tool abgebildet wird, ist immer noch ein schlechter Prozess.

Ein schlechter Prozess, der eins zu eins in einem Tool abgebildet wird, ist immer noch schlecht.“

Was muss für eine erfolgreiche Implementierung beachtet werden?

Die Einführung eines DAM-Systems oder anderer Tools bedeutet fast immer eine große Veränderung für viele Mitarbeiter. Für den Erfolg der Implementierung ist es darum entscheidend, dass die Akzeptanz für so eine Veränderung da ist. Organisationen sollten von Anfang an die Anwender mit einbeziehen, wenn es darum geht, die Anforderungen zu definieren. Das steigert die Akzeptanz enorm. Außerdem kennt niemand die Anforderungen so gut wie die Anwender selbst.

Die Alternative?

Was passiert, wenn man diese Gelegenheit verpasst, konnte man vor einigen Wochen bei der Bundesagentur für Arbeit sehen: Die hatte über 60 Millionen Euro in eine Software gesteckt, die in der Praxis elementare Anforderungen nicht erfüllte. Das Projekt wurde abgeschrieben, bevor es live gehen konnte. Hätte man die Anwender nicht erst nach Jahren der Entwicklung einbezogen, wären die Mängel sicherlich schon früher aufgefallen.

Ich plädiere darum für eine inkrementelle Einführung. Dieses schrittweise Vorgehen erlaubt es, die individuellen Anforderungen im Implementierungs­prozess viel genauer, risikoärmer und kostengünstiger zu berücksichtigen.

Was erwarten Ihre Kunden heute im Vergleich zu den letzten fünf Jahren?

Unsere Kunden waren auch vor fünf Jahren schon anspruchsvoll. Aber sicherlich ändern sich über einen so langen Zeitraum die Ansprüche: Die Anwender haben höhere Erwartungen an die User Experience von Unternehmens­software. Wir sind daher mit Nachdruck die Usability und die User Experience angegangen und haben dort auch viel erreicht.

Mappenansicht von Assets im DAM (Screenshot: Pixelboxx GmbH)

Bei der Infrastruktur sind die Kunden nicht mehr so stark auf On-Premise-Installationen fokussiert. Cloud- oder Hybridlösungen und auch unser Managed-Hosting-Angebot werden immer stärker nachgefragt. Dabei ist es wichtiger geworden, plattformunabhängig zu sein.

Welche Rolle spielt der Datenschutz beim DAM?

Was Sicherheit und Datenschutz angeht, waren besonders europäische Unternehmen schon immer sehr sensibel und anspruchsvoll. Das hat sich auch nicht verändert. Wir hatten zudem über Kunden aus dem Umfeld der Sicherheitsbehörden oder Banken schon früh gelernt, wie man hier höchste Ansprüche erfüllt.

Wird mit steigendem Sicherheits­bedürfnis die Integration schwieriger?

Die Integrations­anforderungen, die wir bereits umgesetzt haben, sind deutlich gestiegen. Das lag aber auch an den wachsenden Anforderungen bei Omnichannel-Konzepten. Ebenso an der steigenden Zahl der Lösungsanbieter in den verschiedenen Bereichen – und dann kommen noch die neuen Devices hinzu. Dieser Trend wird sich weiter fortsetzen.

Welche Auswirkungen hat der E-Commerce auf diesen Trend?

E-Commerce ist sicherlich generell der Treiber für den Bedarf an DAM-Lösungen. Besonders in Deutschland, wo es eine enorm starke, global agierende Industrie gibt, entwickelt sich auch ein starker Markt für B2B-E-Commerce. Für Unternehmen, die sich in diesem Markt engagieren, werden gut integrierte DAM-Systeme früher oder später zum elementaren Baustein werden. Mit der Fähigkeit, digitale Medien für viele Kanäle optimiert bereitzustellen, ist DAM die Voraussetzung für effiziente Omnichannel-Aktivitäten.

 

E-Commerce ist generell der Treiber für den Bedarf an DAM-Lösungen.“

Und im Endverbraucher­bereich?

Der Consumer-Bereich ist stark von US-amerikanischen Riesen geprägt, die sich auch als Plattform für Drittanbieter etabliert haben und ohne disruptive Entwicklungen kaum aus ihrer extrem dominanten Position zu verdrängen sein werden. Diese Unternehmen bedienen sich eigener Ressourcen und Lösungen.

Wer braucht dann eigentlich ein DAM?

Wer braucht ein DAM?

  1. Die vielen vergleichsweise kleinen Anbieter im B2C-E-Commerce,
  2. B2B-Unternehmen,
  3. Unternehmen, die stationären Handel und E-Commerce verbinden,
  4. Unternehmen, die klassische und digitale Kommunikation verbinden.

Wir beobachten darum schon seit einiger Zeit, dass der Markt für DAM-Produkte rasant wächst. Wir gehen auch für die Zukunft von einem wachsenden Bedarf aus.

Best of Breed oder All-in-one? In welche Richtung wird sich die Digital-Asset-Management-Branche entwickeln?

Bei Software ist es da nicht anders als bei Mitarbeitern. Allrounder können vieles, aber in der Regel nichts davon besonders gut. Wenn Unternehmen Mitarbeiter einstellen, suchen sie Experten, die mit ihren einzigartigen Fähigkeiten Besonderes für die Organisation leisten.

Unsere Erfahrung zeigt, dass gerade bei DAM-, aber auch bei PIM-Systemen der Individualisierungs­bedarf der letztlich implementierten Lösungen sehr hoch ist. So eine flexible Anpassung ist in der Regel nur von spezialisierten Anbietern zu leisten.

Unternehmen müssen sich auch fragen, ob sie bei Allroundsoftware nicht auch für viele Funktionen bezahlen, die sie im Alltag nie nutzen. Voraussetzung für die Durchsetzungsfähigkeit einer Speziallösung ist allerdings, dass sie einfach, günstig und flexibel mit anderen Speziallösungen zusammenarbeiten kann.

Wie in einem guten Team, bei dem alle Teammitglieder ihre Stärken einbringen und sich durch eine offene, ehrliche und zielführende Kommunikation gegenseitig beflügeln, muss das auch bei Software-Tools funktionieren.

Gibt es einen Moment, in dem Sie davon abraten, ein DAM zu installieren?

Eigentlich lässt sich immer ein Business-Case für die Einführung eines DAM-Systems darstellen, wenn eine Organisation mit digitalem Media Content arbeitet. In manchen Fällen reicht aber sicherlich eine Standardlösung aus. Darum bieten wir unseren Kunden zum Einstieg in die DAM-Welt auch günstige Cloud-basierte Standardlösungen an.

Um den tatsächlichen Bedarf zu analysieren, ist eine ehrliche Beratung im Vorfeld einer Kaufentscheidung wichtig. Letztendlich hätten wir genauso wenig davon wie unsere Kunden, wenn sie eine Entscheidung für ein falsch dimensioniertes System treffen würden.

Wichtig ist, dass die gewählten Systeme in der Lage sind, mit den Bedürfnissen des Kunden zu wachsen, wenn sich dessen Voraus­setzungen ändern.

Herr Kloecking, haben Sie vielen Dank für das Gespräch.

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Beitrag von Andreas Anding
Andreas Anding ist Spezilist für digitale Geschäftsmodelle.

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